Skip to main content

Full text of "lipids"

See other formats


Biologisches Gefahrenpotenzial von Nanopartikeln untersucht https://www.laborpraxis. vogel.de/biologisches-gefahrenpotenzial-von-... 


| a 
LABOR 
PRAXIS 


Risikoforschung a 
Biologisches Gefahrenpotenzial von 
Nanopartikeln untersucht 


27.08.2019 | Redakteur: Dr. Ilka Ottleben 


Nanopartikel haben aufgrund ihrer GrofSe und der damit verbundenen Fahigkeit 
auch in menschliche Zellen eindringen zu konnen, grokes Potenzial fur 
biomedizinische Anwendungen. Beispielsweise als Wirkstoffstransporter. 
Gleichzeitig macht sie diese Fahigkeit potenziell gefahrlich, z.B. diskutiert im 
Rahmen der Feinstaub-Debatte. Nun haben Dusseldorfer Forscher das biologische 
Gefahrenpotenzial von Nanopartikeln untersucht. 


Dusseldorf — Kohlenstoff-Nanopartikel 
sind ein vielversprechendes Werkzeug 
fur biomedizinische Anwendungen, etwa 
fur den gezielten Wirkstofftransport in 
Zellen. Ein Team aus Physik, Medizin 
und Chemie der Heinrich-Heine- 
Universitat Dusseldorf (HHU) hat nun 
untersucht, ob diese Partikel fur den 
Organismus potenziell gefahrlich sind, 
beziehungsweise wie Zellen sich der 
Teilchen wieder zu entledigen versuchen. 
Die Ergebnisse der interdisziplinaren 
Studie wurden jetzt in der Zeitschrift 


Zwei CD34+-Stammzellen, in denen sich Kohlenstoff- Scientific Reports veroffentlicht. 
Nanopartikel befinden (magenta gefarbt); in Blau sind die 

Zellkerne zu sehen. Die Forscher stellten fest, dass die . : 
Nanopartikel in den Lysosomen der Zelle eingeschlossen Nanopartikel: Was in der 


ae Biomedizin von Vorteil ist bel 
Bild: HHU / St Fasbend ‘ ‘ 
EG EGeORNGEs Feinstaub von Nachteil 


1 of 3 12/15/2021, 3:36 AM 


Biologisches Gefahrenpotenzial von Nanopartikeln untersucht https://www.laborpraxis. vogel.de/biologisches-gefahrenpotenzial-von-... 


Unter Nanopartikeln versteht man solche Teilchen, die kleiner als funf Nanometer sind — 
ein Nanometer entspricht einem millionstel Millimeter — und damit die Grofe von 
Makromolekulen haben. So kleine Teilchen werden sehr gut in Korperzellen 
aufgenommen. Diese Eigenschaft hat zwei Aspekte. Zum einen kénnen Nanopartikel 
damit gute Vehikel sein, um an sie geheftete Wirkstoffe gezielt in kranke Zellen zu 
transportieren. 


Zum anderen konnen sie aber auch gesundheitliche Risiken bergen, die beispielsweise im 
Kontext mit Feinstaub diskutiert werden. Feinstaub entsteht unter anderem in 
Verbrennungsprozessen, ein Anteil davon ist als Nanopartikel einzuordnen. Diese extrem 
kleinen Teilchen kénnen die ,, Blut-Luft-Schranke“ tiberwinden und so in den Korper 
eindringen: Die Bronchialschleimhaut in der Lunge filtert sie nicht heraus, sondern sie 
gelangen bis in die Lungenblaschen und von dort ins Blut. 


Wie entledigt sich der Korper der Nanopartikel? 


HHU-ForscherInnen vom Institut fiir Experimentelle Festkorperphysik um Prof. Dr. 
Thomas Heinzel und von der Klinik fur Hamatologie, Onkologie und Klinische 
Immunologie um Prof. Dr. Rainer Haas haben zusammen mit Arbeitsgruppen aus der 
Chemie nun untersucht, was passiert, wenn Korperzellen solche Nanopartikel 
aufnehmen. Die Forscher nutzten Nanopartikel aus Graphen; dies ist eine spezielle Form 
des Kohlenstoffs, der aus zweidimensionalen Lagen von Kohlenstoff-Sechseckringen 
besteht. 


Diese brachten sie in spezielle Stammzellen des blutbildenden Systems ein, die 
sogenannten CD34*-Stammzellen. Diese Zellen sind aufgrund ihrer lebenslangen 
Teilungsfahigkeit besonders empfanglich fur schadigende Umwelteinfluisse. Man geht 
davon aus, dass bei diesen Zellen eine Schadigung durch Nanopartikel — wenn tiberhaupt 
— starker ausfallt als bei den robusteren anderen Zelltypen. 


Einkapselung der Nanopartikel macht sie (vorubergehend) unschadlich 


Das interdisziplinare Dusseldorfer Forschungsteam konnte zeigen, dass die Kohlenstoff- 
Nanopartikel in die Zellen gelangen und dort in speziellen Organellen, den sogenannten 
Lysosomen, eingekapselt werden. Die Lysosomen dienen im Korper als eine Art 
Entsorgungseinheit, in denen Fremdkorper angesammelt und normalerweise dann mit 
Hilfe von Enzymen abgebaut werden. Einen solchen Abbauprozess beobachteten die 
Forscher allerdings uber die Dauer der Experimente — einige Tage — nicht. 


2 of 3 12/15/2021, 3:36 AM 


Biologisches Gefahrenpotenzial von Nanopartikeln untersucht https://www.laborpraxis. vogel.de/biologisches-gefahrenpotenzial-von-... 


Beim Vergleich der aktiven Gene (,,Genexpression“) von Stammzellen mit und ohne 
Beigabe von Nanopartikeln ergab sich, dass lediglich eine von insgesamt 20.800 
aufgezeichneten Expressionen verandert war; bei 1.171 weiteren Genexpressionen 
konnten dariiber hinaus leichte Effekte festgestellt werden. 


Prof. Heinzel zu den Ergebnissen: ,, Die Einkapslung der Nanopartikel in den Lysosomen 
sorgt dafur, dass diese Teilchen zumindest fir einige Tage — solange unsere 
Untersuchungen dauerten — sicher verwahrt sind und die Zelle nicht schadigen konnen. 
Damit ist die Lebensfahigkeit der Zelle ohne wesentliche Anderung der Genexpression 
erhalten.“ Diese Erkenntnis ist wichtig, wenn man Nanopartikel als Fahren fiir 
Medikamente in die Zelle nutzen will. Langzeitaussagen, die etwa eine erhohte 
Wahrscheinlichkeit fur eine Entartung der Zellen in Richtung Krebsentstehungen 
feststellen konnen, sind in dem hier gewahlten experimentellen Rahmen nicht moglich. 


Die Forschungen sind in enger Kooperation von Mathematisch-Naturwissenschaftlicher 
und Medizinscher Fakultat mit dem Universitatsklinikum Dusseldorf erfolgt. Die 
Dusseldorf School of Oncology (Leitung: Prof. Dr. Sebastian Wesselborg) forderte dabei 
das Promotionsstipendium von Erstautor Stefan Fasbender. Dazu Prof. Haas: ,, Durch die 
raumliche Nahe von Klinik und Universitat und deren enger inhaltlichen Verzahnung 
bietet die HHU ein besonders fruchtbares Umfeld fir die Translationale Forschung, bei 
der Erkenntnisse und Expertise der Grundlagenforschung mit flir die Behandlung 
relevanten Aspekten zusammenflieen. “ 


Originalpublikation: Stefan Fasbender, Lisa Zimmermann, Ron-Patrick Cadeddu, 
Martina Luysberg, Bastian Moll, Christoph Janiak, Thomas Heinzel & Rainer Haas: The 
Low Toxicity of Graphene Quantum Dots is Reflected by Marginal Gene Expression 
Changes of Primary Human Hematopoietic Stem Cells <https://www.nature.com/articles 
/S41598-019-48567-6> , Scientific Reports (2019) 9:12028; DOI: 
undefined10.1038/S41598-019-48567-6 


(1D:46101847) 


3 of 3 12/15/2021, 3:36 AM